Was nützt die Liebe in Gedanken - eine wahre Geschichte - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Kunst + Kultur



AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 03.02.2004


Was nützt die Liebe in Gedanken - eine wahre Geschichte
Gaby Miericke-Rubbert

Das jugendliche Gefühlskarussell dreht sich, bis es in einen tragischen Strudel gerät. Der neue Streifen mit Daniel Brühl und Anna Maria Mühe fesselt von der ersten Sekunde an. Kinostart: 12.02.2004




"Wir informieren über den Verlauf der Tat, damit keine Zweifel aufkommen. Wir haben Rache an den Menschen genommen, die wir lieben und die uns um unsere Liebe betrogen haben. Danach nehmen wir uns das Leben." So lauten die einleitenden Worte des Films und einer Erklärung des Selbstmörderclubs, die der Kommissar am Anfang verliest. Die provozierende Frage an Paul, einen jungen Mann (Daniel Brühl), der mit erstarrtem Gesicht vor ihm sitzt, setzt dann den Spannungsbogen in Gang, der sich über den gesamten Film hinziehen wird: "Und warum sind SIE eigentlich noch am Leben?"

In einer großen Rückblende wird nun das Drama erzählt, dessen tragischer Ausgang bereits feststeht. Achim von Borries präsentiert uns voller Poesie und mit den gefühlsintensiven Bildern der Kamerafrau Jutta Pohlmann die wahre Geschichte der "Steglitzer Schülertragödie" aus dem Jahre 1927.

Die Dramatik und die Unabwendbarkeit der Ereignisse zeichnet sich Bild für Bild ab:
Paul liebt Hilde, die Schwester seines besten Freundes Günther. Hilde liebt Hans, den Ex-Liebhaber von Günther. Hans liebt Günther und Hilde, vielleicht Hilde doch ein wenig mehr. Günther liebt immer noch Hans. Und Elli liebt Paul. Keine/r liebt die/den Richtige/n, die tragische Ausweglosigkeit ist vorprogrammiert. Aber Paul und Günther sind sich einig: Liebe soll der einzige Grund sein, für den sie leben, aber auch sterben wollen. Durch einen Wochenendausflug der Clique zu einem Landhaus am Mahlower See eskalieren die Ereignisse.

Es entsteht die Welt spätpubertierender junger Menschen zwischen unzertrennlichen Freundschaften, himmelhochjauchzendem Liebesleid und zutodebetrübten Gemütszuständen. Leidenschaften, Todessehnsüchte, exzessive Räusche und kompromißlose Ideale, alles muss ausprobiert werden.

Eine Intensität und Kompromisslosigkeit mit tödlichem Ausgang, die sensibel und subtil von der Kameraführung eingefangen wird. Wir werden von den eindrucksvollen Bildern und der unheilverkündenden, flirrenden Musik in einen Strudel von Depressivität und Romantik hineingesogen. Beredtes Schweigen und phantasieanregende Großaufnahmen fesseln die ZuschauerInnen von Anfang an.

Und noch lange nach Ende des Films wirkt die wattebauschige Benommenheit nach.

Zur Einstimmung auf diese beeindruckende Liebestragödie wird als Vorfilm ein zehnminütiger Streifen von Tom Tykwer gezeigt mit dem Titel "True". Ein verschmähter Liebender (Melchior Beslon) erhält von seiner Ex-Freundin (Natalie Portman) noch einmal eine zweite Chance. Lassen wir uns überraschen, ob es hier gelingt, die Liebe nicht nur in Gedanken zu leben.



Was nützt die Liebe in Gedanken
Regie: Achim von Borries
Drehbuch: Achim von Borries, Hendrik Handloegten
Kamera: Jutta Pohlmann
DarstellerInnen: Daniel Brühl, August Diehl, Anna Maria Mühe, Thure Lindhardt, Jana Pallaske u.a.
Deutschland 2003, Copoduktion mit ZDF und arte
Länge: 90 Min.
Kinostart: 12. Februar 2004
www.liebe-in-gedanken.de



Kunst + Kultur

Beitrag vom 03.02.2004

AVIVA-Redaktion